Bundesliga

Brentford-Profi Vitaly Janelt über seine erste Premier-League-Saison, Teamkollege Eriksen und DFB-Chancen

Vitaly Janelt spielt seit 2020 für den FC Brentford.

Vitaly Janelt spielt seit 2020 für den FC Brentford.

Seit seinem Wechsel vom VfL Bochum zum FC Brentford geht es für Vitaly Janelt und seinen Klub steil bergauf. Nach dem Aufstieg in die Premier League mischte der Neuling auch die englische Eliteklasse auf. Der 24 Jahre alte Janelt avancierte dabei zum Leistungsträger. Im Interview mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), spricht der Mittelfeldspieler über seine Eindrücke im englischen Oberhaus, Teamkollege Christian Eriksen und Chancen auf eine Nominierung für das DFB-Team um Bundestrainer Hansi Flick.

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SPORTBUZZER: Vitaly Janelt, Sie schließen am Sonntag mit dem FC Brentford Ihre erste Premier-League-Saison ab. Wieviele Punkte geben Sie der Spielzeit auf einer Skala von 1 bis 10?

Vitaly Janelt (24): 7,5 Punkte.

Nur? Brentford hat als Aufsteiger souverän die Klasse gehalten, Sie standen in den meisten Spielen auf dem Platz und kamen als Mittelfeldspieler auf vier Tore, eins davon gegen den FC Liverpool, zwei gegen Chelsea. Was wollen Sie mehr?

Ich kann ja nicht direkt mit 10 von 10 Punkten starten. Ich kann mich definitiv noch steigern. Aber klar ist auch, dass ich eine fantastische Saison erlebt habe. Beziehungsweise: fantastische zwei Jahre.

Vom VfL Bochum wechselten Sie zu Brentford, stiegen mit dem Klub auf und haben sich in der Premier League etabliert. Hätte Sie mit so einer Karriere gerechnet?

Nein, kaum jemand hätte damit gerechnet. Es ist sensationell, wie es gekommen ist. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt, für mich persönlich und für uns als Mannschaft. Wir sind sehr gut in die Saison gestartet. Die Leute dachten: Krass, Brentford spielt um Europa mit. Aber irgendwann haben wir dann gemerkt: Willkommen in der Premier League! So einfach wird es doch nicht.

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"Wir sind eine extrem zusammengeschweißte Truppe"

Zwischen Weihnachten und Ende Februar gab es nur einen Sieg aus elf Spielen, die Abstiegszone rückte bedrohlich nahe.

Genau, da hatten wir Probleme. Aber wir sind eine extrem zusammengeschweißte Truppe, auch dann, wenn es mal nicht läuft. Ich persönlich habe mich in dieser Saison nochmal verbessert. Ich kam etwas weiter vorne zum Einsatz, auf der Acht, nicht auf der Sechs wie in der vergangenen Saison. Mit meiner Disziplin, meiner Power und meinen Läufen in die Tiefe konnte ich meinen Teil zum Erfolg beitragen.

Lassen Sie uns die Saison mal durchgehen. Welches Spiel war Ihr Highlight?

Da gab es einige. Das 3:3 zuhause gegen Liverpool oder zwei Last-Minute-Siege gegen Watford, die enorm wichtig für den Klassenerhalt waren. Aber das größte Erlebnis war Arsenal am ersten Spieltag. Das erste Erstliga-Spiel seit mehr als 70 Jahren für Brentford, zuhause unter Flutlicht – und dann gewinnen wir auch noch 2:0.

In welchem Spiel habe Sie persönlich Ihre beste Leistung gezeigt?

Beim 4:1 gegen Chelsea im April. Auch wegen meiner beiden Tore. Ich definiere mich als Mittelfeldspieler natürlich nicht über Tore. Aber der Doppelpack war die Krönung.

Wer ist in der Premier League der unbequemste Gegenspieler?

Ich halte sehr viel von Heung-min Son von Tottenham. Wie er mit Harry Kane kombiniert, ist brutal. Er hat einen unfassbaren Antritt, ist technisch stark, im Eins-gegen-Eins und bei Flanken, kann mit dem rechten und dem linken Fuß schießen. Für mich ist er der komplette Spieler.

In welchem Stadion in England ist die Stimmung am besten?

Bei uns passen zwar nur 17.000 Zuschauer rein, aber die Atmosphäre ist immer top. Auswärts hat mir Newcastle am besten gefallen. Ein typisch englisches Stadion. Die neuen Besitzer waren gerade da, da war die Euphorie bei den Newcastle-Fans eh groß. Dann ging das Spiel auch noch 3:3 aus. Die Stimmung war überragend.

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Janelt: Eriksen "ist menschlich und fußballerisch top"

Die Geschichte der Saison, nicht nur für Brentford, sondern für den englischen Fußball, war die Rückkehr von Christian Eriksen in den Fußball nach seinem Herzstillstand bei der EM. Brentford verpflichtete ihn Ende Januar. Wie ist es, mit ihm zu spielen?

Überragend. Er ist menschlich und fußballerisch top. Von seiner Ruhe, seiner Erfahrung und seiner Klasse haben wir alle profitiert. Jeder hat sich an ihm hochgezogen und gesagt: Wenn so jemand bei uns spielt, müssen wir alle eine Schippe drauflegen. Vom Stil erinnert er mich an Kevin de Bruyne, und er hat eine ähnliche Klasse.

Eriksen hat sich mit starken Leistungen zurückgemeldet.

Absolut, das hätte nicht jeder gedacht. Er kam zu einer Zeit, als es für uns nicht so gut lief. Er hat die Wende gebracht. Der Transfer hat sich für alle Seiten gelohnt. Sein Vertrag läuft nach der Saison aus. Ich würde mich freuen, wenn er bei uns bleibt.

Sie haben Ihren Vertrag gerade bis 2026 verlängert. Eine Rückkehr nach Deutschland wird es also erstmal nicht geben.

Man kann im Fußball nie etwas ausschließen, aber die Premier League ist für mich das Nonplus-Ultra. Ich plane im Moment nicht, hier wegzugehen. Wir hatten die Gespräche über einen neuen Vertrag schon im Januar begonnen, und ich war mir von Anfang an ziemlich sicher, dass ich verlängern werde.

In Deutschland wird viel über die Dominanz der Premier League geklagt. Zur neuen Saison verliert die Bundesliga ihre nächste Attraktion an England, nämlich Erling Haaland. Was halten Sie von der Debatte?

Das Geld macht leider den Unterschied. Ein Beispiel: In Deutschland konnte Bochum als Aufsteiger kein Geld für Transfers ausgeben. Der Klub war auf Leihen und ablösefreie Spieler angewiesen. In England hat Aufsteiger Leeds United vor zwei Jahren einfach mal 100 Millionen Euro in Transfers gesteckt. Natürlich ist Geld nicht alles, aber wenn man investieren kann, sind die Chancen besser.

Janelt über seine Chancen im DFB-Team: "Will einfach mein Ding durchziehen"

Sie haben sich in dieser Saison ins Blickfeld von Bundestrainer Hansi Flick gespielt, es gab auch schon Kontakt. In dieser Woche nominiert er das Aufgebot für die kommenden Spiele in der Nations League. Wann sehen wir Sie im Deutschland-Trikot?

Ich gehe davon aus, dass der Bundestrainer mich auf dem Schirm hat. Wenn sich irgendwann die Chance ergibt, bin ich natürlich bereit. Aber ich bin niemand, der sich die ganze Zeit Gedanken um die Nationalmannschaft macht. Mein Ziel für die kommenden Jahre ist es, in der Premier League zu spielen und mich weiter zu verbessern. Ich will einfach mein Ding durchziehen.

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In einem halben Jahr ist WM. Das muss Sie doch reizen.

Natürlich. Es gibt für einen Fußballer nichts Größeres als eine WM. Aber bis dahin kann noch viel passieren – positiv wie negativ. Mein Job ist es einfach, dem Bundestrainer die Auswahl so schwer wie möglich zu machen.

Und darüber hinaus? Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison?

Da kommen wir wieder bei der Frage vom Anfang mit den Punkten an. Ich möchte mich um ein paar Punkte verbessern, von einer 7,5 auf 8,5 oder 9. Wenn ich in der neuen Saison wieder vier Tore schieße und noch ein paar mehr Vorlagen drauflege, wäre das gut. In der Tabelle wollen wir so weit oben stehen wie möglich. Aber klar ist auch: In unserer zweiten Saison in der Premier League bleibt der Klassenerhalt das A und O. Alles andere ist Bonus.

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