Corona, EM, Liga-Langeweile: So sieht die TV-Bilanz von ARD, ZDF, Sky und Co. für 2021 aus
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Die TV-Sender haben bei Bundesliga-Partien einen Rückgang der Quote zu verzeichnen.
© Quelle: IMAGO/Team 2/LaPresse (Montage)
Das zweite Corona-Jahr hat den Profifußball stark beeinflusst – und damit auch die TV-Sender. Das Highlight für ARD und ZDF war 2021 die Europameisterschaft, die im Schatten der Pandemie stattfand. Beim Achtelfinale zwischen Deutschland und England schalteten 27,36 Millionen Zuschauer im Ersten ein, der Marktanteil lag bei 76,5 Prozent. Dahinter folgen zwei Auftritte des DFB-Teams im ZDF. Die beste Quote abseits deutscher Beteiligung erzielte auch der Mainzer Sender. Das Finale zwischen Italien und England sahen 20,9 Millionen Zuschauer.
Die Sehbeteiligung im Endspiel war besser als beim Turnier 2016 – über die gesamte EM betrachtet gab es jedoch weniger Fernsehzuschauer bei den Öffentlich-Rechtlichen. Durchschnittlich 11,7 Millionen schalteten vor fünf Jahren ein, nur knapp 10,4 Millionen waren es diesmal. Die Sender zeigten sich dennoch zufrieden. Die Übertragungen seien "immer noch auf einem sehr, sehr hohen Niveau und deutlich erfolgreicher als alle anderen Sportsendungen in diesem Jahr" gewesen, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dem SPORTBUZZER und fügt an: "Corona-bedingt waren es enorm schwierige Bedingungen – das muss man immer bedenken."
Ähnlich sieht das Fazit von ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann aus. "Wir sind mit dem Zuspruch zu unseren Übertragungen von der Fußball-EM insgesamt zufrieden – sowohl im TV als auch in der ZDF Mediathek und in den Social-Media-Kanälen waren unsere Sendungen von der Europameisterschaft sehr nachgefragt", erklärt er. Tatsächlich ist die wachsende Bedeutung von Livestreams im Internet erkennbar. So erzielte Italiens Triumph 4,6 Millionen Abrufe in der Mediathek – also ein Fünftel aller Final-Zuschauer.
Keine konkreten Zahlen von Magenta TV
Unklar ist, wie genau Magenta TV abgeschnitten hat. Einzig dort waren alle EM-Spiele zu sehen. Der kostenpflichtige Streamingdienst der Telekom hatte auf prominente Experten wie Michael Ballack gesetzt, dabei aus einem hochwertigen Studio gesendet. Zahlen gibt es keine – nicht ungewöhnlich für einen Streamingdienst. Senderchef Michael Schuld sprach von "regelmäßig deutlich siebenstelligen Nutzungszahlen".
Während die Länderspiel-Quoten abseits der großen Turniere zuletzt noch deutlicher eingebrochen waren, keimt dort Hoffnung auf. Die Pflichtspiele des DFB-Teams laufen bei RTL. "Im Schnitt haben 6,85 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die WM-Qualifikationsspiele verfolgt", sagt Frank Robens, Leiter Sportlizenzen und Sportproduktion des Kölner Privatsenders. Der Trend ist also positiv. Das dürfte vor allem am erfolgreichen Debüt von Bundestrainer Hansi Flick mit sieben Siegen bei einem Torverhältnis von 31:2 liegen.
Ernüchternder ist der Blick auf die TV-Quoten der Bundesliga. Der bisherige Platzhirsch Sky zeigt seit dieser Saison nur noch die Spiele am Samstag. Der Streamingdienst DAZN hält die Rechte an Freitags- und Sonntagspartien. Das Interesse am Fußball-Oberhaus ist leicht rückläufig. Das zeigt eine Analyse des Branchenmagazin Sponsors. Demnach verzeichnete Sky in der Konferenz am Samstag in der Hinrunde 2021/22 eine Reichweite von durchschnittlich 1,06 Millionen Zuschauern – in der Rückrunde der Vorsaison waren es noch 1,66 Millionen. Auch bei den Top-Spielen am Samstagabend ist der Abwärtstrend sichtbar: Von im Schnitt 1,21 Millionen Zuschauern ging es unter die Millionenmarke auf 900.000 zurück.
DFB-Team: Quoten steigen unter Flick
Ein Lichtblick war das Gipfeltreffen zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Das Duell sahen 2,6 Millionen Menschen im linearen TV und im Stream – "ein neuer Allzeit-Rekord", betont Charly Classen. Der Sportchef von Sky Deutschland spricht von einer "ungebrochenen Nachfrage" beim Pay-TV-Sender. Den Verlust einiger Bundesliga-Rechte habe man durch "die Integration von DAZN“ beim SkyQ-Receiver zu ersetzen versucht. Sky verstehe sich als "Aggregationsplattform" für die Kundinnen und Kunden. Was bleibt, ist der Trend: die Quoten sinken. DAZN gibt seinerseits keine Zahlen preis und äußerte sich auf SPORTBUZZER-Nachfrage nicht zur Entwicklung.
Mit der Rückkehr ausgewählter Spiele im Free-TV meldete sich derweil Sat.1 zurück. Unter anderem das Eröffnungsspiel zwischen Bayern und Gladbach, der Münchener Hinrunden-Abschluss gegen Wolfsburg sowie der Supercup liefen beim Privatsender. Während das Duell von FCB und BVB im Schnitt 5,77 Millionen Zuschauer sahen, waren es bei der Bayern-Partie am 17. Spieltag nur 3,2 Millionen. Sat.1-Sportchef Alexander Rösner liefert dafür eine Erklärung. Er sagt: "Für die Bundesliga ist die Dominanz des FC Bayern in punkto Spannung natürlich nicht förderlich."
ARD und ZDF teilen diese Einschätzung. Die Klassiker "Sportschau" und "Aktuelles Sportstudio" kämpfen mit sinkenden Einschaltquoten. "Sicherlich hängt das Interesse der Zuschauer auch von den Spannungsmomenten in der Liga ab", stellt ARD-Sportchef Balkausky fest. Sein ZDF-Kollege Fuhrman führt an der Stelle auch die Corona-Krise als Grund an. "Zu berücksichtigen ist zum Beispiel, dass in der Phase der Lockerungen in den Sommer- und Herbstmonaten weniger ferngesehen wurde als in der Vorsaison", betont er.
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