Keine Bestnote, vier Gewinner, zwei Enttäuschungen: Das Abschluss-Zeugnis für die Meister-Bayern
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Die Spieler des FC Bayern feiern die elfte Meisterschaft in Folge.
© Quelle: IMAGO/Sven Simon
Der FC Bayern hat seine verkorkste Saison mit dem Gewinn der Meisterschaft zumindest sportlich ein bisschen gerettet. Doch die Spielzeit glich einer Achterbahnfahrt und längst nicht jeder Auftritt der Münchener war meisterlich. Der SPORTBUZZER, das Sport-Portal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), bewertet die Saisonleistung der Bayern-Profis mit Noten.
Für Routinier Thomas Müller war es bereits Titel Nummer zwölf, der 33-Jährige ist der Rekordmeister des Rekordmeisters. Auf der anderen Seite kamen einige (Jung-)Profis des FC Bayern zum ersten Mal in den Genuss einer Meisterschalen-Sause. Der 17-jährige Arijon Ibrahimovic wurde ein einziges Mal eingewechselt, das andere Mega-Talent Paul Wanner, ebenfalls 17 Jahre jung, immerhin zweimal. Eine Meistermedaille bekommt auch Gabriel Vidovic (19) zugeschickt, der zu Saisonbeginn einmal auflief, bevor er per Leihe bis Saisonende in die niederländische Eredivisie zu Vitesse Arnheim transferiert wurde.
Lediglich einen Zwei-Minuten-Jokereinsatz konnte Bouna Sarr (31) verbuchen, Ersatztorwart Sven Ulreich (34) dafür drei volle Spiele machen, Winterpausen-Neuzugang Daley Blind (33) kam viermal zum Zuge, allerdings nur einmal von Beginn an. Da im Folgenden nur Profis berücksichtigt wurden, die zehn oder mehr Bundesliga-Einsätze hatten, taucht auch Bayerns Abwehrspieler Lucas Hernández (27) mit sieben Partien nicht auf, nachdem er sich bei der WM in Katar das Kreuzband gerissen hatte.
Das Saison-Abschluss-Zeugnis der Bayern-Profis
YANN SOMMER (19 Spiele, kein Tor) NOTE 4: Überzeugte nie so richtig als Stellvertreter von Manuel Neuer, hielt keine Unhaltbaren. Zwischendurch entbrannte die Diskussion, ob der Schweizer Nationaltorhüter (34) mit 1,83 m einige Zentimeter zu klein geraten sei. War der 19. Liga-Einsatz beim 2:1 in Köln zugleich der letzte im Bayern-Trikot? Der ehemalige Gladbacher, der im Januar nach München wechselte, könnte die Münchner im Sommer wieder verlassen, wenn Neuer wieder vollständig fit wird.
MANUEL NEUER (12 Spiele, kein Tor) NOTE 3: Musste wegen des Schien- und Wadenbeinbruches bei einer Skitour im Dezember seine Saison früh beenden. In der Hinrunde hielt der 37-Jährige stabil, mit ihm verloren die Bayern nur ein Ligaspiel. Fiel vor der WM in Katar wegen einer Schultereckgelenksprellung drei Partien aus. Durfte als Kapitän in Köln die Meisterschale entgegennehmen, strebt kommende Saison sein Comeback an.
BENJAMIN PAVARD (30 Spiele, vier Tore) NOTE 3: Der Franzose agierte stets verlässlich und solide als Rechtsverteidiger, noch lieber agiert er mit mehr Verantwortung in der Abwehrmitte oder als rechter Part der Dreierkette. Überzeugte mit Einsatz und Offensivdrang. Seine Zukunft ist unklar, da der Vertrag des 27-Jährigen im Juni 2024 ausläuft. Will er nicht verlängern wie vom Verein angestrebt, soll er in diesem Sommer verkauft werden.
Matthijs de Ligt überzeugt als künftiger Leader
DAYOT UPAMECANO (29 Spiele, kein Tor) NOTE 4: In seiner zweiten Saison nach seinem Wechsel 2021 von RB Leipzig sehr schwankend in seinen Leistungen, mit überzeugenden Auftritten und derben Wacklern (vor allem in der Champions League gegen Manchester City). Verlor seinen Stammplatz im Abwehrzentrum am Ende der Saison wegen eines Muskelfaserrisses an Pavard.
MATTHIJS DE LIGT (31 Spiele, drei Tore) NOTE 2: Als linker Part der Dreier- oder Viererkette der beste Bayern-Profi dieser Saison. Fand sich gut ein, überzeugte sofort mit Einsatzwille und Beständigkeit. Hat als Aufbauspieler zudem die beste Passquote des Teams. Hat sich in seiner ersten Saison nach dem Wechsel von Juventus Turin bereits unverzichtbar gemacht. Mit 23 schon ein künftiger Leader-Typ. Wurde wie auch Sommer erstmals Meister.
JOSIP STANISIC (14 Spiele, kein Tor) NOTE 3: Der gebürtige Münchner gilt als perfekter Ergänzungsspieler, der seine Aufgabe zuverlässig erfüllt, wenn er als rechter Part der Dreier- oder Viererkette reingeworfen wird. Der kroatische Nationalspieler (23) spielt stets umsichtig, aufmerksam, schnörkellos.
NOUSSAIR MAZRAOUI (19 Spiele, ein Tor) NOTE 3: Der 25-Jährige, Neuzugang von Ajax Amsterdam im vergangenen Sommer, hatte eine starke Phase im Herbst unter Trainer Julian Nagelsmann, war zwischenzeitlich Stammspieler auf der rechten Abwehrseite. Fiel nach der WM mit Marokko (Platz vier) und einer Herzbeutel-Entzündung nach Corona-Infektion in ein Loch, beklagte sich unter Trainer Thomas Tuchel, "vergessen" worden zu sein. Seit Ende April zurück als Stammspieler. Erstmals Meister.
JOAO CANCELO (15 Spiele, ein Tor) NOTE 3: Der von Manchester City bis Saisonende ausgeliehene Portugiese (29) sicherte seine Abwehrseite, ob rechts oder meist links, stets solide ab. Als feinster Fußballer im Kader neben Musiala wertvoller Pass- und Flankengeber in der Offensive. Hätte aus seinen Möglichkeiten mehr machen müssen – Zukunft unklar, weil Bayern die fixierte Ablöse von 70 Millionen Euro nicht bezahlen möchte.
ALPHONSO DAVIES (26 Spiele, ein Tor) NOTE 4: Der Linksverteidiger hatte anders als in den vergangenen Jahren eine sehr durchwachsene Saison mit mehr Schatten als Licht. Der 22-jährige Kanadier verlor im Frühjahr seinen Stammplatz auf links an Leihspieler Cancelo. Fiel am Ende der Saison mit einem Muskelfaserriss aus.
Leon Goretzka kein unumstrittener Stammspieler mehr
JOSHUA KIMMICH (33 Spiele, fünf Tore) NOTE 3: Der Sechser und Mittelfeld-Chef kümmerte sich um den Spielaufbau und alle Standards. Der 28-Jährige trieb die Kollegen in seiner Rolle als "emotional leader" an, konnte allerdings nicht immer mit Leistung vorangehen. Litt unter der Entlassung von Nagelsmann, fing sich am Saisonende wieder.
LEON GORETZKA (27 Spiele, drei Tore) NOTE 5: Hing seit der verkorksten WM mit dem DFB-Team in Katar durch, auch ihn nahm der Trainerwechsel stark mit. Der 28-Jährige hat unter Tuchel nicht mehr das uneingeschränkte Vertrauen, baute ab und verlor seinen Stammplatz an der Seite von Kimmich. Der Tiefpunkt: Wurde am 34. Spieltag in Köln erst ein- und dann wieder ausgewechselt.
RYAN GRAVENBERCH (24 Spiele, kein Tor) NOTE 4: Der Niederländer machte in Köln erst sein drittes Ligaspiel von Beginn an. Stets fleißig und mit viel Arbeit gegen den Ball im zentralen Mittelfeld. Der 21-Jährige hat sich in seiner Debüt-Saison jedoch mehr erwartet – umgekehrt die Trainer und Bosse auch. Ebenfalls erstmals Meister.
MARCEL SABITZER (15 Spiele, ein Tor) NOTE 4: Anfang der Saison ersetzte der Österreicher Goretzka im zentralen Mittelfeld und war auf dem Weg zum Stammplatz. Doch im Winter drehte sich das Blatt und der 29-Jährige wechselte Ende Januar auf Leihbasis bis Saisonende in die Premier League zu Manchester United. Zukunft offen.
JAMAL MUSIALA (33 Spiele, 12 Tore) NOTE 2: Der 20-Jährige, Spitzname "Bambi", sorgte mit seinem Rechtsschuss zum 2:1 in Köln für den Titelgewinn. Der beste Fußballer im Kader besticht durch seine Dribbel- und Kombinationsstärke. Hatte jedoch nach der WM in Katar in der Rückrunde meist eine Leistungsdelle, fing sich aber.
THOMAS MÜLLER (27 Spiele, sieben Tore) NOTE 3: Der Routinier (33) hatte keine überragende Saison wie in den vergangenen Jahren, konnte nicht mehr so als der Vorbereiter glänzen, lieferte lediglich acht Torvorlagen. Seit Dezember Kapitän, jedoch nicht unumstritten unter Tuchel, der ihn mehrmals nur auf die Bank setzte.
KINGSLEY COMAN (24 Spiele, acht Tore) NOTE 2: Ob als Rechts- oder Linksaußen meist mit viel Tempo und guten Dribblings auf den Außenbahnen unterwegs – jedoch schwankend in seinen Leistungen, machte nur acht Tore. Sorgte mit seinem Traumtor zum 1:0 in Köln dafür, dass seine irre Meisterserie (12. Titel mit erst 26 Jahren!) weiterläuft.
SERGE GNABRY (34 Spiele, 14 Tore) NOTE 3: Mit viel Licht und Schatten sowie einem umstrittenen Ausflug zur Pariser Fashion Week, für den der 27-Jährige intern und extern viel Kritik einstecken musste. Als Außenbahnspieler oft nicht durchschlagskräftig genug, überzeugte am Saisonende als zentraler Stürmer mit guter Torausbeute.
Sadio Mané vom Star-Einkauf zum Transfer-Flop?
LEROY SANÉ (32 Spiele, acht Tore) NOTE 4: Wie Gnabry starken Performance-Schwankungen unterworfen und daher meist nicht Spiel-prägend. Verbessert in der Rückwärtsbewegung und gegen den Ball, jedoch im Abschluss in vielen Spielen viel zu ungenau und fahrlässig. Der 27-Jährige hat viel mehr drauf, zeigt oft zu wenig.
SADIO MANÉ (25 Spiele, sieben Tore) NOTE 5: Zum Start mit guter Quote und Spaß am offensiven Stil von Nagelsmann. Verletzte sich vor der WM, der Senegalese verpasste die Endrunde und verlor komplett den Faden. In der Rückrunde ein Schatten seiner erfolgreichen Zeit beim FC Liverpool. Der Stareinkauf des Sommers 2022 gilt als Flop, steht wohl schon wieder zum Verkauf.
ERIC MAXIM CHOUPO-MOTING (19 Spiele, zehn Tore) NOTE 2: Der Mittelstürmer konnte nach seinen Kniegelenksprobleme in Köln erstmals wieder mitwirken. Oft wird der 34-Jährige von seinem Körper ausgebremst. Galt im Herbst als DIE Entdeckung nach dem Abgang des stark vermissten Ex-Torjägers Robert Lewandowski, der zum FC Barcelona wechselte. Traf im Herbst und Winter am Fließband, dann riss die Serie. Letztes Tor Anfang März.
MATHYS TEL (22 Spiele, fünf Tore) NOTE 3: Das Teenager-Talent, erst 18 Jahre jung, wurde oft in der letzten Viertelstunde als Joker gebracht. Der Franzose, im vergangenen Sommer nach München geholt, traf in seinem Lehrjahr immerhin fünf Mal. Ob Tel für die kommende Saison ausgeliehen wird, soll sich erst nach der Vorbereitung im August entscheiden. Erstmals Meister.
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