Kommentar zum Bayern-Knall: Im Fall David Alaba gibt es nur Verlierer
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Im Vertragspoker um David Alaba gibt es jetzt nur noch Verlierer, kommentiert RND-Sportchef Heiko Ostendorp.
© Quelle: Getty Images/imago images/PRiME Media Images/Poolfoto (Montage)
Es ist immer ein simpler Reflex in dieser Branche, auf denjenigen draufzuknüppeln, der gerade verloren hat. Auf einen Klub, der in einer sportlichen oder finanziellen Krise steckt. Auf einen Stürmer, der die Kiste seit Wochen nicht mehr trifft. Auf einen Trainer, der keine Spiele mehr gewinnen kann. Oder - fast noch einfacher - auf einen Berater, der sich "verzockt" hat.
So auch im Fall von David Alaba: Der FC Bayern gab am Sonntagabend bekannt, dass das neue Vetragsangebot über fünf Jahre - mit einem fixen Salär von 55 Millionen Euro (plus bis zu 30 Millionen Euro an Erfolgsprämien) - ab sofort keine Gültigkeit mehr besitzt. Man habe sich nach Ablauf einer Frist und einem letzten Gespräch mit Alabas Berater zu diesem Schritt entschieden, verkündete Herbert Hainer im Blickpunkt Sport.
"Richtig so", werden jetzt die hartgesottenen rufen. Schließlich hatte Uli Hoeneß Alabas neuen Berater Pini Zahavi schon vor Monaten als "geldgierigen Piranha" bezeichnet. Und Uli H. hat immer recht - das ist rot-weißes Gesetz.
Die Gegenseite wird die Vorwürfe so nicht stehen lassen, auch das scheint sicher. Schließlich spielen Zahavi sowie Alabas gläubiger Papa George clever den dauerhaften Doppelpass mit den Medien. Dort wird dann gerne von "fehlender Wertschätzung" schwadroniert. David, inzwischen ein absoluter Bayern-Bub, wollte in die Liga der bestverdienenden Gentleman aufsteigen - auf eine Stufe mit Kapitän Manuel Neuer und Super-Knipser Robert Lewandowski.
Versucht man sich die Fakten einigermaßen neutral anzuschauen, geht die Tendenz in Corona-Zeiten natürlich klar in Richtung des FC Bayern. Doch auch der Triple-Sieger ist am langen Ende nur ein Verlierer.
Auch der FC Bayern ist ein Verlierer
Schließlich läuft nun alles darauf hinaus, dass Alaba gehen wird. Entweder im nächsten Sommer ablösefrei. Oder schon im Winter, dann bräuchte man dringend gleichwertigen Ersatz für die maximal hohen Ziele. Alaba ist mit 28 Jahren im allerbesten Fußball-Alter, ist (oder war?!) ein absoluter Fan-Liebling, eine allseits beliebte Stimmungskanone im Klub und der Kabine. Und für Trainer Hansi Flick ein "polyvalenter" Profi, der gleich auf mehreren Positionen absolute Weltklasse verkörpert. Sein Abgang ist also ein Verlust - starkes Signal hin oder her.
Der Spieler hat es zudem verpasst, selbst ein Zeichen zu setzen und deshalb ebenfalls verloren. Ganz sicher bei den FCB-Anhängern, aber auch in seiner sonstigen Außen- und Innenwahrnehmung. Der sympathische Österreicher hätte sich nach monatelangem Kaugummi-Gepokere hinstellen und begründen können, warum er sich für (oder auch gegen) das lukrative Angebot entschieden habe. Dieser Zeitpunkt wurde verpasst. Und so bleibt wohl ein unnötig unschönes Ende nach elf Jahren beim Rekordmeister.
Und Zahavi? Der mit 77 Jahren wohl älteste Piranha der Welt (dessen durschnittliche Lebenserwartung beträgt normalerweise 15 Jahre) hat den Stempel des eiskalten Abzockers ohnehin längst auf der Stirn. Das wird dem Israeli vermutlich ziemlich egal sein - allerdings hat Zahavi mit Lewandowski noch einen weiteren nicht ganz unwichtigen Klienten beim FCB. Spätestens seit Sonntagabend sollte auch er wissen, dass man die Bayern-Bosse nicht allzu lange verärgern darf. Sonst gehört man nämlich irgendwann selbst zu den Verlierern.
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