Marco Reus in neuer Rolle: Die umstrittene Position des BVB-Kapitäns im Titelendspurt
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Marco Reus kann in dieser Saison erstmals die deutsche Meisterschaft mit Borussia Dortmund gewinnen.
© Quelle: IMAGO/Vitalii Kliuiev
An zwei zuletzt spielentscheidenden Szenen war Marco Reus mal wieder beteiligt. Einmal direkt, einmal indirekt – aber beide Male ganz sicher nicht so, wie es sich der Kapitän von Borussia Dortmund selbst vorgestellt hatte.
Blickpunkt Stuttgart, 15. April, 28. Spieltag: Beim Stande von 3:2 für den BVB vertändelt der eingewechselte Reus den Ball in der Nachspielzeit leichtfertig, macht anschließend ein unnötiges Foul und geht danach ins Gegenpressing, statt gegen zehn Schwaben defensiv mit abzusichern. Es folgt der Last-Minute-Schock durch den Ausgleich von Silas.
Blickpunkt Bochum, 28. April, 30. Spieltag: Am vergangenen Freitag gibt es nach dem 1:1, dem erneuten Punktverlust gegen einen Abstiegskandidaten, in den Katakomben tumultartige Szenen. Reus stürmt gemeinsam mit Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl in die Kabine von Schiedsrichter Sascha Stegemann, der den Schwarzgelben zuvor einen glasklaren Elfmeter verweigert hatte, und beschwert sich heftig.
Zwei Szenen, die exemplarisch zeigen, dass Reus in der heißen Saisonphase im Kampf um die Meisterschaft eine neue (Neben-)Rolle spielt. Auch an diesem Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) droht ihm gegen den VfL Wolfsburg zunächst erneut ein Platz auf der Bank. Letztmals stand er am 1. April bei der 2:4-Niederlage in München in der Startelf.
Reus überzeugt mit 15 Torbeteiligungen
In der gesamten Saison gehörte er nur 19-mal zur Anfangsformation von Terzic, kam dabei immerhin auf 15 Torbeteiligungen (acht Treffer, sieben Vorlagen). Dennoch eine unbefriedigende Bilanz – erst recht, seitdem er wieder fit und voll einsatzfähig ist.
Dabei sollte Reus mit seinen nach wie vor außergewöhnlichen Qualitäten eigentlich ein Mann für ganz andere Momente sein – ein sogenannter Unterschiedspieler, der das Pendel im Endspurt um die Schale mit dem FC Bayern zugunsten der Dortmunder ausschlagen lassen könnte. Und der seine – auch durch viele Verletzungen längst nicht optimal verlaufene Karriere – mit seinem ersten Meistertitel noch mal krönen wollte. Seine viel diskutierte Vertragsverlängerung um ein Jahr zu deutlich reduzierten Bezügen, die der Klub am 27. April bekannt gab, sollte dabei den Fans und der Mannschaft noch mal einen emotionalen Schub geben.
"Marco hat viel Pech mit Verletzungen gehabt, aber er ist Borusse durch und durch und verfolgt als Kapitän unserer Mannschaft genau dieselben Ziele wie wir alle: Er ist und bleibt maximal ambitioniert, unseren BVB zu ganz großen Zielen zu führen", sagte Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke. Reus selbst wurde konkreter: "Gerade haben wir als Mannschaft genau wie alle unsere Fans ein großes Ziel vor Augen, auf dem alle Konzentration liegt: Wir wollen Deutscher Meister werden, dazu brauchen wir jeden einzelnen Borussen. Aber auch darüber hinaus habe ich weiter große Lust darauf, mein Bestes für den Verein zu geben, bei dem ich schon mehr als mein halbes Leben verbracht habe."
16 Tore fehlen Reus bis zum Vereinsrekord
Ab Sommer geht er in seine insgesamt zwölfte Spielzeit als Profi im schwarz-gelben Trikot, angesichts von derzeit 161 Pflichtspieltoren fehlen ihm noch 16 Treffer bis zum Rekord von Vereinslegende Adi Preißler – doch aktuell zählt alles das nichts, schließlich geht es um nicht weniger als die erste Meisterschaft seit 2012. Seitdem gab es keinen anderen Titelträger mehr als die Bayern.
Weil Reus dabei zuletzt aber nur noch eine Nebenrolle spielte, wurde er von verschiedenen Stellen (wieder mal) scharf kritisiert und wehrte sich nach seiner Verlängerung öffentlich: "Grundsätzlich gehört Kritik dazu und ist berechtigt. Aber sie sollte respektvoll sein", meinte Reus: "In den letzten Jahren ist das aber zu heftig geworden, nicht nur bei meiner Person. Es kann einen selbst und die Familie schon belasten, wenn negativ berichtet wird."
Auf der Vereinshomepage wird sein Profil dagegen wie folgt beschrieben: "Marco ist Gesicht und Aushängeschild von Borussia Dortmund, Identifikationsfigur und als Kapitän auch amtlich beglaubigter Leitwolf der Westfalen." In den verbleibenden vier Spielen kann er nun ein für alle Mal beweisen, dass diese Formulierung vollkommen zu Recht gewählt wurde.
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