Bundesliga

Markus Merk über Challenge-Regel und die Debatte um Video-Assistenten: "Es wird zu viel überprüft"

Bastian Dankert überprüft in der Bundesliga eine Situation. Ex-Weltklasse-Schiedsrichter Markus Merk hat eine Idee, wie er die Anwendung des Video-Assistenten ändern würde.

Bastian Dankert überprüft in der Bundesliga eine Situation. Ex-Weltklasse-Schiedsrichter Markus Merk hat eine Idee, wie er die Anwendung des Video-Assistenten ändern würde.

Markus Merk bemängelt die aktuelle Entwicklung bei der Umsetzung des Video Assistant Referee (VAR). „Der Grundgedanke ist gewesen, nur die eindeutigen Entscheidungen überprüfen zu lassen. Es hat sich mittlerweile aber verselbstständigt, es werden zu viele Situationen überprüft“, erklärt der ehemalige FIFA-Schiedsrichter dem SPORTBUZZER.

Kritisch sieht Merk daher die Idee, die Entscheidungen des Video-Assistenten vor den Stadion-Zuschauern mitzuteilen - obwohl der DFB-Verantwortliche Jochen Drees derartige Durchsagen befürwortet. „In der aktuellen Umsetzung ist es schwierig, mehr Transparenz zu schaffen. Nur wenn 60.000 Zuschauer im Stadion einer Meinung sind, gibt es keine Diskussionen, wenn der Schiedsrichter die getroffene Entscheidung noch einmal laut verkündet“, sagt der 57-Jährige. „Doch weil zu viele Kann-Situationen überprüft werden, würden es Stadion-Durchsagen der Schiedsrichter nach VAR-Entscheidungen eher schlimmer als besser machen.“

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Grundsätzlich schlägt Merk in der aktuellen Diskussion in die gleiche Kerbe wie einige seiner Kollegen, zum Beispiel Manuel Gräfe – und spricht sich für eine zentrale Änderung aus. „Die Challenge-Regel könnte definitiv Abhilfe schaffen“, meint Kaiserslauterer, der seit Dezember als Sprecher im Aufsichtsrat des 1. FCK sitzt. Er erinnert dabei an einen Vorschlag, den er schon im Jahr 2008 geäußert habe. „Seinerzeit kam von mir der Halbsatz, dass wir über technische Hilfsmittel nachdenken müssen – da war von Digitalisierung noch längst keine Rede. Aber ich hatte schon einen 30 Punkte umfassenden Plan in der Schublade. Einer davon war die Challenge-Regel.“

Merk befürwortet Challenges: "Mein Vorschlag ist die 3x2-Regel"

Merk erläutert, wie genau er sich die Umsetzung der Regelung vorstellt, die auch unter anderem im Eishockey Anwendung findet. „Mein Vorschlag dafür war und ist die ,3x2-Regel‘, das heißt: beide Mannschaften sowie das Schiedsrichter-Team haben jeweils zwei Mal pro Spiel die Möglichkeit, eine Situation überprüfen zu lassen“, sagt der Ex-Referee.

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Der ehemalige TV-Experte (bis zum Sommer 2019 bei Sky) zeigt allerdings Verständnis dafür, dass eine Änderung der aktuellen Anwendung des Videoschiedsrichters schwierig umzusetzen ist. Der Grund sei die Anordnung des Fußball-Weltverbands, unterstreicht Merk: „Das Grundproblem liegt lange zurück. Als die FIFA sich für den VAR entschieden hat, wurden für alle Verbände die gleichen Parameter festgelegt. Für den DFB und alle anderen Verbände geht es jetzt darum, sich zum geltenden Konzept zu bekennen. Solange die FIFA sich gegen Änderungen wie die Challenge-Regel ausspricht, muss sich der DFB daran halten."

FIFA hat laut Merk bei der VAR-Einführung "eine Chance verpasst"

Aus Merks Sicht hätte die FIFA von Beginn an anders mit der Einführung des Videoschiedsrichters umgehen müssen. „Die beste Möglichkeit wäre gewesen, in der Testphase in den verschiedenen Verbänden unterschiedliche Parameter auf Praxistauglichkeit hin zu prüfen. So hätte man die sich nun stellenden Diskussionen womöglich vorab verhindern könne“, meint er, schränkt aber gleichzeitig ein: „Ich sage nicht, dass die von mir vorgeschlagenen Lösungen besser sind – aber man hätte diese und andere Möglichkeiten in der Probephase testen müssen. Diese Chance wurde verpasst.“

Eine Zukunftsprognose traut sich der Weltschiedsrichter von 2007 nicht zu. Merk: „Ich kann nicht sagen, wie sich der VAR in den nächsten Jahren entwickelt. Aber ich lege mich fest, dass er auch noch in zwei Jahren diskussionswürdig sein wird. Es geht nicht um die 100-prozentigen Entscheidungen – die werden auch heute schon durch den VAR gut gelöst. Aber die kniffligen Entscheidungen werden alle Fußball-Fans in Zukunft noch weiter beschäftigen.“

Sportbuzzer

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