Oliver Kahn verlässt FC Bayern im Streit: Präsident Hainer nennt Details und spricht über "Warnsignale"
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Der scheidende Vorstandschef Oliver Kahn (l.) und Bayern-Präsident Herbert Hainer überraschten mit unterschiedliche Darstellungen über den Ablauf der Trennung.
© Quelle: IMAGO/MIS/Ulrich Wagner (Montage)
Nach 14 Jahren als Spieler und gut drei Jahren in verantwortlicher Position verlässt Oliver Kahn den FC Bayern im Streit. So erklärte Präsident und Aufsichtsratsboss Herbert Hainer auf einer Pressekonferenz am Sonntag, dass die Trennung vom bisherigen Vorstandsvorsitzenden "nicht einvernehmlich" über die Bühne gegangen sei. Am Donnerstag habe es ein Gespräch zwischen Hainer, Uli Hoeneß und Kahn gegeben, dass "leider nicht so gut gelaufen" sei, sagte der Klubchef: "Das war sehr emotional. Wir konnten uns am Ende des Tages mit Oliver Kahn nicht einigen, dass wir die Beendigung einvernehmlich hinkriegen. Daraufhin haben wir uns am Freitagabend in einer außerordentlichen Sitzung noch einmal mit dem Aufsichtsrat zusammengesetzt und haben die Abberufung von Oliver Kahn beschlossen."
Vor der Entscheidung gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Kahn habe es am Freitagmittag ein weiteres Telefonat mit dem ehemaligen Bayern-Kapitän gegeben, erläuterte Hainer: "Es war ein ruhiges, sachliches Gespräch. Ich habe ihn noch einmal auf die unterschiedlichen Schritte hingewiesen. Und dann ist nichts mehr passiert, so dass wir uns am Freitagabend als Aufsichtsrat zusammensetzen mussten." Aufgrund der beschlossenen Trennung habe Kahn dann auch nicht mit zum abschließenden Bundesliga-Spiel am Samstag beim 1. FC Köln (2:1) reisen können. Kahn selbst hatte via Twitter betont, dass ihm der Trip vom Klub "untersagt" worden sei und nach dem Gewinn der Meisterschaft bei Sky erklärt: "Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern."
Kahn reagiert via Twitter – Hainer widerspricht dem Ex-Boss
Auch am Sonntag meldete sich Kahn über den Kurznachrichtendienst zu Wort und wies Medienberichte zurück, dass er aufgrund seiner Abberufung "ausgerastet" sei. "Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht", schrieb der geschasste Vorstandsvorsitzende: "Es war ein ruhiges und sachliches Gespräch. Ich habe mich lediglich über diesen Aktionismus gewundert, warum diese Entscheidung nun vorgezogen wurde. Am Samstagmorgen habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich nicht mit zum Spiel kann. Auch diese Entscheidung habe ich ruhig entgegen genommen." Mit einem weiteren Satz in seinem Tweet sorgte Kahn dann aber wiederum für Irritationen bei Hainer.
"Ich habe am Freitag einen Anruf von Herbert Hainer bekommen, in welchem mir die Entscheidung mitgeteilt wurde", schrieb der frühere Weltklasse-Torhüter. Hainer dazu: "Ich habe gerade erfahren, dass Oliver Kahn diesen Tweet abgesetzt hat und ich bin schon verwundert darüber, weil Uli Hoeneß und ich am Donnerstag um 11 Uhr das Gespräch mit ihm geführt und ihm mitgeteilt haben, dass wir uns von ihm trennen." Am Spieltag selbst hatte es dann weitere Verwirrung gegeben. So war vom Verein zunächst zu hören, dass Kahn wegen einer Grippe im Stadion fehle. "Er hat uns am Samstagmittag mitgeteilt, dass er eine Sommer-Grippe hat und im Bett liegt. Das haben wir auf unserem Handy", sagte Hainer und schob den Schwarzen Peter an Kahn weiter. Er gestand aber auch: "Da er abberufen wurde, konnte er nicht mehr mitkommen."
Offene Tür für Kahn beim FC Bayern: "Hochverdienter Spieler des FC Bayern"
Trotz der offenkundigen Dissonanzen hält Hainer dem geschassten Boss die Tür bei den Münchnern offen. Er bezeichnete Kahn ebenso wie den ebenfalls vorzeitig aus dem Vertrag entlassenen Hasan Salihamidzic als "Ikone" des Vereins und meinte: "Oliver Kahn ist ein hochverdienter Spieler des FC Bayern. Wir wollen alles tun, damit er in der FC-Bayern-Familie bleiben kann." Mit der Amtsführung von Kahn war Hainer allerdings nicht einverstanden und erklärte die Gründe für die Trennung. "Auf der einen Seite war es die Art und Weise, wie wir in der Rückrunde gespielt haben. Das ist nicht der FC Bayern, wie wir uns das vorstellen. Und das andere war, dass es auch innerhalb der Mitarbeiterschaft an der Säbener Straße eine gewisse Verunsicherung gab. Die haben wir als Warnsignal empfunden."
Abschließend richtete der Präsident einen Appell an Kahn: "Es ist überhaupt keine Frage, dass wir respektvoll mit ihm umgehen. Aber da gehören auch immer beide Seiten dazu. Das muss man ganz klar sagen."
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