Bundesliga

Von Händeschütteln bis Blutgrätsche: Analyse des ersten Auftritts von Thomas Tuchel als Bayern-Trainer

Thomas Tuchel unterschrieb beim FC Bayern einen Vertrag bis 2025.

Thomas Tuchel unterschrieb beim FC Bayern einen Vertrag bis 2025.

Er ist wieder da! Um 12:40 Uhr betrat Thomas Tuchel im dunkelgrauen Anzug und schwarzen Wollpulli mit leicht angegrautem Dreitagebart und schlank wie immer den Medienraum der Münchner Allianz-Arena. Zurück auf der Bühne Bundesliga nach seinem lauten Abgang bei Borussia Dortmund 2017 (trotz Pokalsieg), nach Stationen bei Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea nun bei Deutschlands Branchenprimus.

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Knapp zwei Stunden zuvor trug Tuchel, der von Bayerns Kaderplanerassistent Tammo Neubauer gefahren wurde und wie immer seinen langjährigen Berater Dr. Olaf Meinking dabei hatte, noch ein sportliches Blouson, Brille und Turnschuhe. Bei der Ankunft am Stadion begrüßte er jeden Bayern-Mitarbeiter (auch Ordner) freundlich per Handschlag, stellte sich kurz vor. Auch sein erster öffentlicher Auftritt war dann meisterlich!

Tuchel nahm auf dem Podium zwischen den Bossen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic Platz und hielt eine fast schon demütige Antrittsrede, die mit einer ersten Kampfansage endete: "Es ist eine Ehre und eine Auszeichnung, von Bayern angefragt zu werden. Ich habe es gemerkt, als ich den Vertrag an der Säbener Straße unterschrieben habe: Das ist was ganz Besonderes. Der FC Bayern ist einer der größten Klubs der Welt, das habe ich bei meinen Stationen im Ausland gemerkt. Die DNA des Klubs ist, zu gewinnen. Es ist eine große Vorfreude für mich, hier zu arbeiten. Wir sind in der Lage, alle Titel zu gewinnen." Auffällig zudem, dass er sich auch explizit bei Uli Hoeneß für das Vertrauen bedankte, an dessen Zögern ein früheres Engagement 2018 noch gescheitert war.

Zeitpunkt der Bayern-Anfrage: Tuchel "überrascht"

Bevor Salihamidzic erklärte, wie es nun fünf Jahre später klappte, schüttete Tuchel sich ein Glas Wasser ein, nahm einen tiefen Schluck und hörte gespannt zu, als "Brazzo" von Tuchels Reaktion nach seinem Anruf am Dienstag berichtete: "Was willst du?", habe der 49-Jährige gefragt – und Bayerns Sportdirektor geantwortet: "Wenn du keinen Bock hast, leg auf."

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Kurzes Grinsen bei Tuchel, der später beteuerte, dass er keinerlei Vorahnung gehabt habe. "Der Zeitpunkt war total überraschend, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Ich bin grundsätzlich davon ausgegangen, dass ich meine Karriere im Ausland fortsetze." Zudem betonte er energisch, dass – entgegen einiger Berichte – weder er noch sein Management Druck auf den FC Bayern ausgeübt hätten, weil es Offerten anderer Klubs wie Tottenham, Real Madrid oder Paris Saint-Germain gegeben habe. "Das passt überhaupt nicht zu uns."

Nach einem ersten Treffen ging der Deal innerhalb von zwei Tagen über die Bühne, weil Tuchel heiß war, unbedingt wollte. "Niemand spielt gerne gegen Bayern – nicht in Europa, nicht in der Bundesliga", sagte er. "Das triggert natürlich sofort. Bayern hat einen Kader, der auch in der Premier League um den Titel spielen würde."

Tuchel: "Der Kader ist einer der besten in Europa"

Tuchels Auftritt war beeindruckend, jeder Satz auf dem Punkt. Es gab kein Stottern, keine Bla-bla-Aussagen, kein Rumeiern. Auch, als es um seinen Vorgänger Julian Nagelsmann ging, sprach Tuchel Klartext: "Es ist ja nicht so, dass es mich noch nie getroffen hat. Ich kann mich gut in ihn reinversetzen und weiß, dass es sich für Julian aktuell sicher sehr bescheiden anfühlt." Doch dann blickte der neue Bayern-Coach gleich wieder nach vorne: "Es gilt jetzt, die Vorlage, die Julian uns gegeben hat, nämlich im März noch alle drei Titel zu gewinnen zu können, zu nutzen. Der Kader ist einer der besten in Europa."

Selbstbewusst, aber nicht abgehoben. Höflich, aber bestimmt – so gab sich Tuchel in den rund 30 Minuten seiner ersten Medienrunde in München. Immer wieder nippte er an seinem Wasser, hörte sich alle Fragen sehr genau an, beobachtete dabei die Journalisten. Auch als während der PK ein Handy klingelte, ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern sprach einfach weiter.

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Nur bei der allerletzten Frage, ob der neue Torwarttrainer Michael Rechner, den Nagelsmann nach mächtigem Wirbel geholt hatte, bleiben dürfe, wurde er doch noch überrumpelt. Als Tuchel gerade ausholen wollte, setzte Salihamidzic wie zu besten Profizeiten zur Blutgrätsche an und kam seinem Coach zuvor: "Der ist ein absoluter Topmann, der bleibt. Das haben wir auch schon besprochen." Tuchel hatte damit offensichtlich nicht gerechnet und schaute etwas verdutzt. Danach war Schluss. Herzlich willkommen beim FC Bayern!

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