Bundesliga-Talent jetzt Superstar: Hakan Calhanoglu vor Heimspiel in Istanbul - Kuntz schwärmt
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Star bei Inter Mailand, Kapitän der Türkei: Hakan Calhanoglu
© Quelle: IMAGO/Sportimage/Seskim Photo (Montage)
In Mannheim geboren, über den Karlsruher SC, den Hamburger SV und Bayer Leverkusen zur Weltklasse gereift. Hakan Calhanoglu ist der aktuell wohl beste Spieler der Türkei. Mit Inter Mailand steht der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler am Samstag (21 Uhr, ZDF und DAZN) im Finale der Champions League gegen Manchester City - ausgerechnet im Atatürk-Olympiastadion in Istanbul.
Calhanoglu zählte schon in Deutschland zu einem der begnadetsten Spielgestalter. Er zauberte einst im Karlsruher Wildpark im Alter von erst 18 Jahren die Zweit- und Drittliga-Konkurrenz durcheinander. Sein erster Profi-Trainer Jörn Andersen bediente sich eines Vergleichs, den später fast jeder andere Coach in den Mund nahm. "Er hat Dinge drauf, die kannst du nicht lernen. Er erinnert mich an den jungen Mesut Özil", sagte Andersen. Auch sein einstiger Förderer Markus Kauczinski sah Parallelen zu Özil, holte Calhanoglu aber auch auf den Boden der Tatsachen zurück, als dieser nach 29 Scorer-Punkten in der 3. Liga abzuheben drohte.
Das damals größte Talent der Türkei überzeugte mit einem unfassbaren Auge und einem Fuß, der jederzeit für den tödlichen Pass bereit war. Er hatte eine große Präzision am Ball, knallte die Kugel wie kaum ein anderer auf den gegnerischen Kasten – Roman Weidenfeller dürfte sich noch bestens erinnern. Unvergessen bleibt der 40-Meter-Freistoß gegen Borussia Dortmund am 22. Februar 2014. Aus 40 Meter zog der damalige HSV-Profi einfach mal ab, der Ball flatterte und senkte sich über Weidenfeller in den Kasten.
Stefan Kuntz erklärt die Stärken von Hakan Calhanoglu
Über neun Jahre später ist Calhanoglu an einem Punkt angekommen, der noch weit über Bundesliga-Partien mit dem HSV, Achtelfinal-Spielen mit Bayer Leverkusen in der Champions League oder wichtigen Partien mit der AC Mailand in der Serie A hinausragt – der 29-Jährige bestreitet mit Inter das Finale in der Königsklasse und dürfte sich der türkischen Unterstützung im Olympiastadion in Istanbul sicher sein können. "Evime geliyorum" (deutsch: ich komme heim) schrieb Calhanoglu bei Instagram. Die Fans ließen über 650.000 Likes da. Am Samstag werden es 72.000 Zuschauer sein. Und einer davon ist der türkische Nationaltrainer Stefan Kuntz, der seinen Kapitän im Duell mit City in einer wichtigen Position sieht.
"Er wird wohl wieder in einer ähnlichen Rolle wie zuletzt bei Inter stecken – also im zentralen Mittelfeld. Seine Stärken sind die unterschiedlichen Varianten im Spiel nach vorne und die Seitenwechsel. Er ist defensiv und offensiv stark, weiß wo der Gegner Schwächen hat, und ist handlungsfähig. Hakan hat die Fähigkeit, ein Spiel perfekt lesen zu können", sagt Kuntz dem SPORTBUZZER, dem Sport-Portal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND).
Calhanoglu übernahm nach dem Rücktritt des langjährigen Kapitäns Burak Yilmaz die Kapitänsbinde im Juni vergangenen Jahres. In der Türkei ist es üblich, dass der Spieler mit den meisten Länderspielen das Team auf den Platz führt. Doch auch ohne diese Regelung wäre der frühere Bundesliga-Profi, der bislang 76-mal für die Landesauswahl im Einsatz war, ein Top-Kandidat auf das Amt gewesen. "Er hat sich seither unglaublich eingebracht in die Führung und seine Leistungen in der Nationalmannschaft kontinuierlich gesteigert. Hakan ist ein extrem wichtiger Spieler für uns und mein verlängerter Arm auf dem Platz. Dass er perfekt deutsch spricht, ist ein schöner Nebeneffekt - wichtiger ist das Sportliche", sagt Kuntz.
Calhanoglu vor Vertragsverlängerung bei Inter Mailand
Natürlich genießt Calhanoglu in der Türkei ein hohes Ansehen. Größer wäre dieses wohl nur, wenn er für einen der Klubs aus der Heimat seiner Eltern spielen würde. Vorerst dürfte sich dieser Fan-Traum aber wohl nicht erfüllen. Dass Calhanoglu seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag bei Inter verlängert, gilt als beschlossene Sache. Vorher kann er weiter an seiner eigenen Legende werkeln und der erste Türke sein, der die Königsklasse gewinnt. Und das in Istanbul.
Türkische Wurzeln hat mit Ilkay Gündogan aber auch der Kapitän von Final-Gegner Man City. Anders als Calhanoglu entschied sich der 32-Jährige früh für eine Karriere in der deutschen Nationalelf. "Er spielt für Deutschland, ich für die Türkei. Ich denke, für unsere Leute ist es wichtiger, dass ich gewinne“, rechnet Inters Spielmacher damit, dass die türkischen Fans in Instanbul eher mit ihm als mit Gündogan fiebern werden: "Ich bin mir sicher, dass die Leute hier hinter mir stehen und dass sie für mich beten."
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