Champions League

Premier League Inside: Warum Manchester City trotz Triple-Chance um Anerkennung ringt

Star-Trainer Pep Guardiola und Manchester City greifen nach dem Triple.

Star-Trainer Pep Guardiola und Manchester City greifen nach dem Triple.

Zu Beginn dieser Kolumne ein Blick ins Wörterbuch. Wenn im Englischen von einem “asterisk” die Rede ist, geht es nicht um unbezwingbare Gallier, sondern um das Sternchen, das in der geschriebenen Sprache verwendet wird, um eine Textstelle mit einem Hinweis, einer Ergänzung oder einer Einschränkung zu versehen.

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Am Samstag kann Manchester City im Finale gegen Inter Mailand nicht nur zum ersten Mal die Champions League gewinnen, sondern auch als erst zweiter englischer Verein das Triple. Die Mannschaft von Pep Guardiola kann schaffen, was aus England bisher nur dem Stadtrivalen Manchester United gelang, und zwar 1999, nämlich der Gewinn von Meisterschaft, FA Cup und europäischer Königsklasse in ein und der selben Saison.

Schon vor dem Endspiel gegen Inter wird das Manchester City von 2023 als vielleicht beste Mannschaft gehandelt, die jemals ein Fußballfeld betreten hat, und das mit Recht. Doch in der Diskussion um das Team wird immer auch wieder die Frage aufgeworfen, ob der Erfolg mit einem "asterisk” versehen werden sollte – ob Manchester Citys Ruhm also ein Ruhm mit einem Hinweis, einer Ergänzung, einer Einschränkung ist.

Erfolg von Manchester City mit Beigeschmack

Es ist schließlich so, dass dem Klub vorgeworfen wird, gegen die Finanzregeln zu verstoßen – also, mit anderen Worten: in großem Stil zu schummeln. Die UEFA verbannte Manchester City 2020 aus der Champions League, der Sportgerichtshof CAS hob das Urteil allerdings auf. Die Premier League beschuldigt den Verein aktuell in mehr als 100 Fällen. Manchester City bestreitet die Vorwürfe. Fest steht, dass unklar ist, ob der Erfolg des Klubs regelkonform ist.

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Dazu kommt, dass Manchester Citys Besitzer kein Investor oder Unternehmer ist, wie es üblich ist im englischen Fußball, sondern über Scheich Mansour praktisch die Vereinigten Arabischen Emirate – ein Staat also, und dazu einer mit fragwürdiger Menschenrechtsbilanz, der den Fußball zu strategischen Zwecken nutzt. International gibt es nur zwei vergleichbare Modelle, nämlich das durch Katar finanzierte Paris Saint-Germain und neuerdings Newcastle United, dessen Aufstieg zum Champions-League-Teilnehmer durch Saudi-Arabien finanziert worden ist.

Gegenwind trotz Weltklasse-Fußball: Trainer Pep Guardiola reagiert gereizt

Das alles trägt dazu bei, dass Pep Guardiola für seinen Erfolg bei Manchester City – unter anderem fünf Meisterschaften in sechs Jahren und die aktuelle Triple-Chance – nicht die Wertschätzung erfährt, die er vermutlich für angemessen hält. Immer wieder äußert er sich dünnhäutig und beleidigt darüber, dass andere Trainer und andere Klubs von der englischen Öffentlichkeit großzügiger bewertet werden.

Die eigenen Fans verehren Guardiola. Anschuldigungen und kritische Berichterstattung halten sie für eine Verschwörung des Fußball-Establishments. Anhänger anderer Klubs und die Presse respektieren den Trainer, sie schätzen ihn, halten ihn teilweise sogar für ein Genie. Aber es ist distanzierte Bewunderung, anders als jene emotionale Verehrung, die Jürgen Klopp in den vergangenen Jahren teilweise entgegengebracht worden war, auch von neutralen Zuschauern.

Was die beiden Beispiele zusätzlich unterscheidet: Klopps Liverpool gewann die Champions League 2019 und die englische Meisterschaft 2020 eher aus einer Außenseiterposition. Diese Rolle kann Manchester City nicht für sich beanspruchen. Der Klub ist reicher als die Konkurrenz und gilt seit Jahren als beste Mannschaft der Welt, als natürlicher Champions-League-Favorit.

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Guardiola weiß, dass er die Königsklasse gewinnen muss, damit Manchester City als große Mannschaft anerkannt wird, damit auch seine Arbeit gewürdigt wird. Mit der Liebe der englischen Öffentlichkeit sollte er allerdings nicht rechnen. Manchester Citys Erfolg ist, zumindest erstmal, ein Erfolg mit Sternchen.

Sportbuzzer

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