Champions League

Vom Spät- zum Durchstarter: Wie sich Luis Diaz beim FC Liverpool zum Weltstar entwickelt

Winter-Transfer Luis Diaz hat sich beim FC Liverpool innerhalb von vier Monaten zur festen Größe entwickelt.

Winter-Transfer Luis Diaz hat sich beim FC Liverpool innerhalb von vier Monaten zur festen Größe entwickelt.

Er liebt es, zu lachen, doch im bisher größten Moment seiner Karriere musste sich Luis Díaz Tränen aus den Augen wischen. Der FC Liverpool hatte gerade das Finale der Champions League erreicht, und Diaz war dabei eine Schlüsselrolle zugekommen. Trainer Jürgen Klopp hatte ihn zur Pause des Halbfinal-Rückspiels in Villarreal eingewechselt, zu diesem Zeitpunkt stand es 2:0 für den spanischen Außenseiter, Liverpools 2:0-Sieg aus dem Hinspiel war egalisiert. Mit Díaz kam die Wende. Der Linksaußen hatte in 45 Minuten fast dreimal so viele Ballkontakte wie Diogo Jota, der für ihn Platz gemacht hatte, schoss vier Mal aufs Tor und steuerte einen Treffer zum 3:2-Erfolg bei, der Liverpool ins Endspiel am Samstag in Paris gegen Real Madrid (21 Uhr, ZDF und mit DAZN [Anzeige]) brachte.

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Es war nachvollziehbar, dass Díaz hinterher die Tränen kamen. Er gilt als schüchtern und demütig, und es ist eine spezielle Geschichte, dass jemand wie er im Champions-League-Finale steht. Der 25-Jährige kommt aus dem Norden Kolumbiens. Seine Heimat, die Provinz La Guajira, gehört zu den am wenigsten entwickelten Gegenden des Landes. In seiner Jugend hatte er mit Armut und Unterernährung zu kämpfen. Er war 18, in einem Alter also, in dem die meisten späteren Weltklassespieler schon mehrere Jahre der Ausbildung in modernen Nachwuchsakademien hinter sich haben, als er bei einem Sichtungstraining des Klubs Atlético Junior entdeckt wurde, sechs Autostunden von seiner Heimat entfernt.

Díaz stach wegen seines Tempos, seiner Technik und seiner Durchsetzungsfähigkeit heraus aus der Masse der rund 3000 Jugendlichen, die sich zu dem Termin angemeldet hatten. Atlético Junior nahm ihn unter Vertrag und parkte ihn bei einem Partnerverein in der zweiten kolumbianischen Liga, wo er Spielpraxis sammelte und sich an den Profifußball gewöhnen konnte. Im Oktober 2017, vor nicht einmal fünf Jahren also, gab er sein Debüt in der ersten Liga seines Heimatlandes. Seitdem ist viel passiert.

Diaz-Transfer: Liverpool stach Tottenham aus

Díaz schaffte den Durchbruch in Kolumbien, wechselte nach Europa, zum FC Porto, und etablierte sich in der Nationalmannschaft. Bei der Copa América im vergangenen Jahr teilte er sich Torjägerkanone mit Lionel Messi. Im Januar verpflichtete ihn Liverpool, für eine Ablösesumme, die mit Bonus-Zahlungen auf fast 60 Millionen Euro steigen kann. Eigentlich war der Transfer erst für diesen Sommer geplant, doch Jürgen Klopps Klub musste früher zuschlagen, weil auch Tottenham Hotspur an Díaz interessiert war.

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Oft brauchen Zugänge aus anderen Ligen Zeit, um sich in England einzufinden, doch bei Díaz war das anders. Er ist innerhalb weniger Monate zu einem Spieler geworden, der den Unterschied machen kann für den FC Liverpool, kam in der Premier League in 13 Einsätzen auf vier Tore und drei Vorlagen und stand in den Finals um den Ligapokal und den FA-Cup (beide wurden im Elfmeterschießen gegen Chelsea gewonnen) in der Startelf.

Dass Liverpool im Sturm nicht mehr abhängig ist vom Trio Sadio Mané, Roberto Firmino und Mohamed Salah, liegt auch an Díaz. Klopp ist überrascht, wie schnell sich der Linksaußen an das Niveau des englischen Fußballs angepasst hat. "Von diesen Spielern erwartet man normalerweise nicht sofort Wunder. Aber er ist nicht weit davon entfernt, genau das zu schaffen", sagte der Trainer im März bei Sky Sports.

Diaz als Beleg für die starke Transfer-Politik von Liverpool

Díaz ist ein weiterer Triumph für die Transferpolitik des FC Liverpool. Der Verein kann finanziell nicht mit Manchester City, Manchester United oder Paris Saint-Germain mithalten. Diese drei Klubs haben laut der Auswertung des "CIES Football Observatory" in den vergangenen zehn Jahren das meiste Geld für Transfers ausgegeben. Liverpool liegt auf dem 14. Platz, hinter West Ham United und dem FC Bayern. Der Verein ist darauf angewiesen, möglichst schlau zu investieren, und setzt bei der Rekrutierung neuer Spieler besonders auf analytisches und datenbasiertes Scouting.

Das heißt nicht, dass Liverpool nur zum Sparpreis einkauft. Profis wie Torwart Alisson (kam für 62,5 Millionen Euro vom AS Rom) und Abwehrchef Virgil Van Dijk (kam für mehr mehr als 84 Millionen Euro aus Southampton) waren zum jeweiligen Zeitpunkt die weltweit teuersten Spieler auf ihrer Position. Auch die Ablösesumme für den bis dahin unbekannten Díaz löste im Januar teilweise Irritationen aus.

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Allerdings rentieren sich Liverpools Investitionen fast immer. Die Volltreffer-Quote des Klubs auf dem Spielermarkt ist hoch. Der bisher letzte teure Transferflop war Christian Benteke im Sommer 2015 – also noch vor der Ankunft von Trainer Klopp. Díaz ist die neuste Entdeckung des FC Liverpool. Englands Fachwelt feiert ihn als Transfer der Saison. Im Champions-League-Finale gegen Real hat er die Chance, seinen ungewöhnlichen Aufstieg zu krönen.

Sportbuzzer

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