Champions League

Wie der Henkelpott entstand: Warum man in Bremen das Champions-League-Finale genau beobachtet

Der begehrte Henkelpott für den Sieger der Champions League hat seine Ursprünge in Bremen.

Der begehrte Henkelpott für den Sieger der Champions League hat seine Ursprünge in Bremen.

Wenn die Ausnahmekönner von Manchester City oder die Stars von Inter Mailand nach dem Champions-League-Finale am Samstag (21 Uhr/ZDF und DAZN) die Trophäe in Istanbuls Nachthimmel stemmen, wird man auch in Bremen ganz genau hinschauen. Vielleicht weniger auf Ilkay Gündogan oder Robin Gosens - dafür aber auf den Henkelpott selbst. Schließlich legte eine Bremer Silbermanufaktur 1966 den Grundstein dafür, dass die Sieger des Wettbewerbs auch mit einem entsprechenden Pokal gekrönt werden. Damals hatte die UEFA bei dem Unternehmen Koch & Bergfeld eine neue Trophäe in Auftrag gegeben, die den Europapokal der Landesmeister ersetzen sollte.

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"Als die Anfrage aus der Schweiz kam, hat die Firma sofort gesagt: 'Das können wir machen'", berichtet Florian Blume dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), von der damalige Kontaktaufnahme. Er ist seit 2005 Geschäftsführer der Manufaktur: "Da wir einen großen Fundus an verschiedenen Zeichnungen haben, bedienten wir uns an einem bestehenden Entwurf, der ungefähr zehn Jahre zuvor entworfen wurde." In Bremen wurde dieser dann verfeinert und finalisiert. Das Ergebnis: Eine 74 Zentimeter hohe Trophäe, die aus acht Kilogramm Sterling-Silber gefertigt wurde. Durch zwei ohrenförmige Henkel erhält der Pokal seine ikonische Silhouette.

Die UEFA war von Material, Form und Größe überzeugt - es gab grünes Licht. "Bis in die Neunzigerjahre haben wir den Champions-League-Pokal in unserer Werkstatt gebaut", sagt Blume. Die Herstellung der Trophäe erfüllte auch die Mitarbeiter mit Stolz. Stefan Sieben ist heute Werkstattleiter, feierte im vergangenen Jahr sein 40. Betriebsjubiläum. "Ich habe damals eines der Originale gebaut", berichtet er: "Das ist ein großartiges Gefühl. Nur wenn der Pokal in die Luft geworfen wird, da kribbelt es dann. Man fragt sich, ob der Pokal das auch aushält. Aber es ist alles gut gegangen."

Warum der Henkelpott kein Unikat ist

Die Trophäe wurde über die Jahre mehrere Male in Bremen gebaut. "Damals wurde das Original an die Vereine übergeben, die den Wettbewerb drei Mal in Folge oder fünf Mal insgesamt gewonnen haben", erklärt Geschäftsführer Blume. Bis in die Neunzigerjahre hinein gelang das nur Ajax Amsterdam (1971 bis 1973) und dem FC Bayern (1974 bis 1976). Auch der Hamburger SV feierte 1983 seinen Erfolg in der Königsklasse mit einem Bremer Fabrikat.

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Heute wird der Pokal nicht mehr an der Weser gefertigt. "Unser Schweizer Partner, der den Pokal damals mit uns entworfen hat, zog sich eines Tages zurück. Er übergab alles rund um den Pokal an die UEFA", erinnert sich Blume. Um Kosten zu sparen, ließ der Verband die Trophäen ab dann in Mailand bauen. Für die Bremer jedoch kein Grund, um alten Zeiten hinterher zu trauern.

Henkelpott-Entwurf liegt in einem Bremer Tresor

"1966 – das war eine Zeit, in der noch vieles per Handschlag beschlossen wurde. So etwas wie Marken- oder Designrechte kam erst später ins Spiel", sagt Blume und hält ein Stück Pergament hoch, das beinahe seinen gesamten Oberkörper verdeckt: "Wir haben den originalen Entwurf und sind wir stolz darauf. Der liegt im Tresor und wird nur für besondere Anlässe herausgeholt." Vielleicht ist es nach dem Königsklassen-Finale am Samstag wieder einmal soweit.

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