Nach Erdbeben in der Türkei: Nationaltrainer Stefan Kuntz gibt Entwarnung für seine Spieler
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Stefan Kuntz hat über das Erdbeben in der Türkei und Syrien gesprochen.
© Quelle: dpa/IMAGO/MIS (Montage)
Nach dem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat Stefan Kuntz, der deutsche Nationaltrainer der Türkei, mit Blick auf den gesundheitlichen Zustand seiner Nationalspieler Entwarnung gegeben. "Es sind keine Spieler von uns in dem Sinne betroffen, dass sie verletzt sind", sagte der frühere deutsche U21-Auswahlcoach dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Er ergänzte: "Inwieweit in der betroffenen Region Familien, Angehörige oder Freunde leben, kann ich nicht für alle Nationalspieler ausschließen." Er verwies zudem darauf, dass Verbandspräsident Mehmet Büyükeksi aus der Zwei-Millionen-Einwohnerstadt Gaziantep stamme, die im Erdbebengebiet im Südosten der Türkei liegt. Die Zahl der Toten im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist nach Angaben vom Donnerstag auf mehr als 20.000 gestiegen.
Kuntz kehrte nach eigenen Angaben am Mittwoch aus der Türkei nach Deutschland zurück. Schon in der kommenden Woche wolle er aber erneut in das Land reisen. Am vergangenen Sonntag habe er noch das Ligaspiel zwischen Tabellenführer Galatasaray Istanbul und Trabzonspor (2:1) besucht. "Am nächsten Morgen wache ich auf und lese die Nachrichten", so Kuntz, der mit seiner Mannschaft November vergangenen Jahres in Gaziantep gegen Tschechien (2:1) und im ebenfalls von dem Erdbeben betroffenen Diyarbakir gegen Schottland (2:1) gespielt hatte.
Entsprechend emotional beschrieb der Coach, wie er die Auswirkungen des Unglücks verfolgte. "Für mich ist es eine etwas andere Form der Betroffenheit. Da bricht ein fünfstöckiges Haus zusammen, im Keller kann sich jemand retten, und der macht dann vielleicht noch ein Video von sich. Danach siehst du in der Außenaufnahme, dass da 40 Meter Beton obendrauf liegen. Du weißt genau, es wird schwer, dass der gerettet wird. Und das gibt es nicht nur einmal, sondern Tausende Male", meinte Kuntz: "Wenn dieses Leid nicht so anonym bleibt, sondern ein Gesicht bekommt, dann ist die Betroffenheit bei einem selbst noch wesentlich höher." Er kündigte an, den Erdbeben-Opfern selbst helfen zu wollen, ließ mögliche Details aber zunächst offen.
Der deutsche Trainer rief die Menschen am Donnerstag auf dem Twitterkanal der türkischen Nationalteams dazu auf, für die Opfer der Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet zu spenden. "Viele Freunde haben gefragt, wie können wir helfen? Wir vom TFF, vom türkischen Fußballverband, haben ebenfalls eine Spendenaktion ins Leben gerufen, wo sich unsere Nationalspieler natürlich beteiligen, meine Familie und ich“, sagte Kuntz. Das Geld gehe an die Katastrophenschutzbehörde der Türkei Afad. Damit sei gewährleistet, dass die Spenden in die betroffenen Regionen fließen.
Kuntz ist seit September 2021 als Nationaltrainer der Türkei tätig. Sein Vertrag läuft bis 2024, die nächsten Länderspiele stehen Ende März in Armenien und gegen den WM-Dritten Kroatien in der Qualifikation zur EM 2024 an. Zuvor war Kuntz für die deutsche U21-Auswahl verantwortlich, mit der er 2017 und 2021 Europameister wurde. Auf sportliche Unterstützung von Michael Rechner kann Kuntz in der Türkei künftig nicht mehr bauen. Am Mittwoch war der erwartete Wechsel des bisherigen Torwarttrainers der TSG Hoffenheim zum FC Bayern München offiziell geworden. Nach Kuntz' Amtsantritt am Bosporus war Rechner in Doppelfunktion auch für das türkische Team tätig gewesen. Wie Kuntz gegenüber dem SPORTBUZZER erklärte, werde dies nach dem Wechsel zum deutschen Rekordmeister künftig nicht mehr möglich sein.
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