Nationalmannschaft

"Bambi" wird erwachsen: Wie Jamal Musiala für ein Luxusproblem bei Bundestrainer Hansi Flick sorgt

Jamal Musiala (r.) wusste beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande zu überzeugen.

Jamal Musiala (r.) wusste beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande zu überzeugen.

Als er kurz vor Mitternacht in den Presseraum der Amsterdam-Arena schlenderte, machte Jamal Musiala große Augen. An den Wänden neben den Rolltreppen hingen überdimensionale Bilder der holländischen Superstars: Marco van Basten mit dem EM-Pokal. Arjen Robben beim Torjubel – und natürlich Johan Cruyff, dessen Namen das Stadion trägt, in dem Musiala am Dienstag vorspielte. Von seinem Bewegungsablauf, seiner Ballverarbeitung und von seiner Fähigkeit, sich aus komplizierten Situationen schlangenartig zu befreien, schwärmten sogar die gegnerischen Fans, als sie sich nach dem 1:1 im Test gegen den deutschen Erzrivalen noch das ein oder andere Bierchen gönnten.

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"Jeder Einzelne hat gesehen, was er kann. Er ist im eins gegen eins sehr gut, kann Tempodribblings machen. Er hat das auf der Sechserposition herausragend gemacht", lobte auch Hansi Flick, dessen Augen ebenfalls zu leuchten beginnen – immer, wenn er von seinem Juwel spricht. Einem 19-Jährigen, der sich – vor allem dank der intensiven Bemühungen von Flicks Vorgänger Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff – entschied, für Deutschland zu spielen. Musiala, der acht Jahre seiner Jugend auf der Insel verbrachte und für die englische U15 und U17 auflief, bevor er 2019 vom FC Chelsea zum FC Bayern wechselte und im Februar 2021 sein "Go" für eine DFB-Karriere gab. Neun Monate später wurde Musiala mit seinem Treffer zum 4:0-Enstand in Nordmazedonien zum zweitjüngsten Torschützen der Geschichte – nach einem jungen Mann namens Marius Hiller 1910.

Von seinen Münchner Mitspielern Serge Gnabry und Leroy Sané bekam Musiala den Spitznamen "Bambi" verpasst. Doch spätestens seit seiner Gala gegen die Niederlande dürfte jedem klar sein, dass er dieser Bezeichnung längst entwachsen ist. Sein Auftritt war nämlich vor allem eines: unglaublich reif. "Was Jamal in der Defensive geleistet hat, auch gemeinsam mit Ilkay Gündogan – war schon klasse. Er hat gezeigt, dass er auch auf dieser Position absolut eine Option ist und uns besser machen kann", so Flick. Normalerweise spielt Musiala etwas offensiver oder auf dem Flügel, in Amsterdam räumte er neben dem ManCity-Star ab, kurbelte das Spiel nach vorne an, konnte oft nur per Foul gestoppt werden. Sein Nebenmann sagte: "Jamal ist ein unglaublicher Fußballer, mit technischen Fähigkeiten in einem so jungen Alter, die nicht viele haben. Er hat eine unglaubliche Entwicklung genommen in den letzten Monaten."

Musiala verteilte die Bälle extrem routiniert – und erklärte diese Rolle auch noch wie ein alter Hase: "Ich versuche als Sechser etwas anders zu spielen, etwas disziplinierter, etwas cleverer. Ich glaube das mache ich schon ganz okay, ich bin auf einem guten Weg. Aber natürlich kann ich noch einiges besser machen." Auch beim FC Bayern füllte er diese Rolle zuletzt als Nebenmann von Joshua Kimmich zur vollsten Zufriedenheit von Julian Nagelsmann aus, ist aus der Mittefeld-Zentrale kaum noch wegzudenken. Und beim DFB?

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Gündogan über Musiala: "Er kann für uns noch extrem wichtig werden"

"Er kann für uns noch extrem wichtig werden", prophezeit nicht nur Gündogan. Musialas unbekümmerte Auftritte sorgen dafür, dass das ohnehin schon dichte Gedränge um die Stammplätze mit Blick auf die WM zu einem richtig heißen Tänzchen werden könnte. Der Bundestrainer weiß, dass er – zumindest im Zentrum - ein Luxusproblem hat: Vor allem dann, wenn neben Kimmich auch Leon Goretzka zurückkehrt. Flick: "Wir haben Auswahl an Qualität, das ist eine gute Situation für die Trainer." Und über Musiala sagte er: "Er ist eine Bereicherung für jede Mannschaft – für Bayern, aber auch für die Nationalelf."

Große Taten auf dem Platz, große Worte danach. Und als Musiala auf dem Weg zum Bus noch mal an Cruyff & Co. vorbeimusste, wurden auch seine Augen noch mal groß. "Vielleicht", dachte der selbstbewusste Jüngling, "vielleicht wird ja eines Tages auch nach mir ein Stadion benannt."

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