Nationalmannschaft

Die Passmaschine steht still: Das sind die Gründe für den DFB-Rücktritt von Toni Kroos

Toni Kroos hört bei der deutschen Nationalmannschaft auf - nach 106 Länderspielen.

Toni Kroos hört bei der deutschen Nationalmannschaft auf - nach 106 Länderspielen.

Dass seine letzten drei Ballkontakte als Nationalspieler allesamt Fehlpässe waren, passt so gar nicht zur Karriere von Toni Kroos. Zwei hohe, lange Bälle in den Strafraum der Engländer und ein harmloser Freistoß, der ebenfalls abgeräumt wurde – danach war Schluss am vergangenen Dienstag. Für Deutschland, aber auch für „Passmaschine“ Toni Kroos. Das 0:2 im Achtelfinale bedeutete das EM-Aus für das DFB-Team und das Ende der Nationalmannschaftskarriere des Weltmeisters von 2014.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Die Partie gegen England war mein letztes Länderspiel“, erklärte der 31-Jährige am Freitag in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“. „Die Entscheidung steht und ist unwiderruflich. Das war keine emotionale Entscheidung aus dem Bauch heraus, sondern eine rationale.“ Auch die Gründe erläuterte der Mittelfeldstar von Real Madrid: „Es ist vor allem eine Entscheidung für die Familie. Ich will als Ehemann und Papa da sein, weil ich gebraucht werde. Ich möchte einfach mehr zu Hause sein, weil ich leide, wenn ich lange von der Familie getrennt bin.“

Kroos machte sein erstes Länderspiel im März 2010

Im März 2010 machte Kroos gegen Argentinien in München (0:1) sein erstes von insgesamt 106 Länderspielen (17 Tore) für Deutschland, nun will er sich vor allem auf die Herausforderungen mit seinem Klub konzentrieren: „Ich will sichergehen, dass ich noch einige Jahre weiter auf Topniveau spielen kann. Ich spiele meiner Meinung nach beim größten Verein der Welt und möchte das weiterhin tun, ohne den körperlichen Verschleiß. Ich glaube, dass mir die Pause von der Nationalmannschaft dafür guttun wird.“ Dies teilte er so auch dem neuen Bundestrainer Hansi Flick in einem persönlichen Gespräch mit. Der vormalige Bayern-Trainer hätte ihn gerne im Team gehabt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das erneut enttäuschende Abschneiden des DFB-Teams bei der EM spielte für den Regisseur übrigens keine Rolle: „Ich habe das bereits vor der EM entschieden und bin auch nicht nach dem Turnier aufgewacht und wollte das noch mal überdenken. Es ist ein komisches Gefühl, aber ich bin auch stolz. Ich freue mich aber auf die zusätzliche Zeit, die ich künftig mit meiner Familie haben werde. Deshalb gehe ich mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge.“

Mit Kroos geht der nächste Weltmeister von 2014. Unter anderem hatten in den Jahren danach Kapitän Philipp Lahm, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Miroslav Klose, Mesut Özil und Sami Khedira ihren Rücktritt erklärt. Theoretisch wäre auch Kroos bereits damals dran gewesen. In „Eine Halbzeit mit…“, dem Fußballpodcast des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), hatte Kroos nämlich verraten, dass er seiner Frau Jessica eigentlich versprochen hatte, das DFB-Team zu verlassen, sobald er Weltmeister ist. Den frühen Titel vor sieben Jahren hatte er aber nicht eingeplant.

Gedanken nach WM-Aus: "Sie haben gesagt, dass ich so nicht abtreten kann"

Auch nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 spielte Kroos mit konkreten Rücktrittsgedanken, ließ sich aber von seiner Partnerin, Sohn Leon und Bundestrainer Joachim Löw davon abbringen. „Sie haben gesagt, dass ich so nicht abtreten kann. Das habe ich eingesehen.“ Viel besser lief sein letztes Turnier allerdings ebenfalls nicht, auch wenn Kroos selbst noch mal eine ordentliche EM spielte. „Natürlich hatten wir uns alle mehr versprochen“, sagte er. „Wir hatten die Qualität, um Europameister zu werden.“

25 Titel stehen bislang auf seiner persönlichen Visitenkarte, mehr hat noch kein deutscher Spieler vor ihm gewonnen. Die einzig fehlende Trophäe, der EM-Pokal, wird nun nicht mehr hinzukommen. Am Samstag wird Kroos, der sich künftig noch intensiver um seine Stiftung kümmern will, ein Kinderhospiz in Madrid besuchen, bevor es mit seinen Liebsten in den dreiwöchigen Griechenland-Urlaub geht. Von dort aus wird er ganz sicher genau beobachten, ob ihm weitere Nationalspieler in die DFB-Rente folgen werden. Auch die Zukunft von Mats Hummels, Thomas Müller und Ilkay Gündogan ist offen.

Sportbuzzer

Mehr aus Nationalmannschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken