WM in Gefahr? Ex-Schalke-Teamarzt über Verletzung von Manuel Neuer: "Horrordiagnose für Sportmediziner"
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Andreas Falarzik war unter anderem in der Saison 2010/11 als Teamarzt von Manuel Neuer und Co. beim FC Schalke 04 tätig.
© Quelle: Getty Images (Montage)
Allmählich wird es ein Wettlauf gegen die Zeit: Manuel Neuer plagt rund vier Wochen vor dem Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar eine Prellung des Schultereckgelenks, wie der FC Bayern München schon vor einiger Zeit offiziell kommunizierte. Immer wieder verschiebt sich die Rückkehr des DFB-Kapitäns ins Tor des deutschen Rekordmeisters. Am Donnerstag musste der 36-Jährige die Trainingseinheit an der Säbener Straße abbrechen, wie die Bild berichtete. Auch wenn Trainer Julian Nagelsmann nun gegenüber Sport1 betonte, er habe die Einheit beendet, wie es geplant war: Ein Comeback im Bundesliga-Spiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen Mainz 05 ausgeschlossen.
Ob es in der kommenden Woche in der sportlich bedeutungslosen Champions-League-Partie gegen Inter Mailand oder beim darauffolgenden Auswärtsspiel gegen Hertha BSC für einen Einsatz von Neuer reicht, ist offen. Und mit Blick auf die WM, wo es für das Team von Bundestrainer Hansi Flick am 23. November (14 Uhr, ARD) gegen Japan losgeht, steigen die Sorgen.
Im Gespräch mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), schätzt Dr. Andreas Falarzik ein, was derartige Verletzungen wie die des Bayern- und DFB-Kapitäns bedeuten können. Der Orthopäde und Sportmediziner war als Mannschaftsarzt von Schalke 04 tätig, zunächst in der Endphase der Saison 2010/11, als Neuer in Gelsenkirchen spielte, später noch einmal von 2014 bis 2016. "Verletzungen am Schultereckgelenk sind speziell für Sportler, die viele Überkopfbewegungen machen, wie Torhüter im Fußball oder Handball, immer schwierig", sagt Falarzik, der aktuell eine Praxis in Bochum betreibt und bereits diverse Profisportler betreute.
Wird Manuel Neuer rechtzeitig zur WM fit?
Unabhängig davon, ob es sich um eine Prellung oder die häufiger vorkommende Sprengung des Schultereckgelenks handelt, ist die "Rekonvaleszenz hoch variabel", sagt der Ex-Teamarzt von S04. Bedeutet: Es kann immer wieder zu Komplikationen und Rückfällen kommen. Ohne die genaue Bildgebung zu kennen, hält sich Falarzik mit einer Prognose zurück, betont aber: "Das ist eine Horrordiagnose für Sportmediziner."
Neuer hatte schon im Vorfeld der Weltmeisterschaften 2014 und 2018 mit Verletzungen zu kämpfen. Vor dem Titelgewinn in Brasilien erlitt der Schlussmann einen Einriss am Kapselbandapparat im Schultereckgelenk, wurde aber rechtzeitig für das Turnier fit – und war ein Garant für den Erfolg des DFB-Teams. Vier Jahre später wurde Neuer nach einem Bruch des linken Mittelfußes, den er sich im September 2017 zugezogen hatte, gerade noch rechtzeitig einsatzbereit, um in Russland dabei zu sein.
Sportmediziner Falarzik sagt: "Manu ist immer in guter Form zu den Turnieren gefahren. Das medizinische Personal des FC Bayern ist ausgezeichnet, Behandlungsfehler werden dort nicht vorkommen. Es ist eben eine Verletzung, an der sich alle Ärzte die Zähne ausbeißen." Sollte Neuer rechtzeitig wieder unter Vollbelastung trainieren könnten, dürfte die WM-Teilnahme nicht wackeln. "Bei ihm muss man abwarten, wie es sich von Tag zu Tag entwickelt", sagte Münchens Vorstandsboss und Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn jüngst über Neuer: Falarzik betont: "Rückfälle kann es immer geben." Das ist aktuell schwer zu verkennen, verzögert sich das erhoffte Comeback des Bayern-Keepers doch immer wieder. Ob die deutsche Nummer eins mit seiner "komplizierten Verletzung" (Farlarzik) den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen kann, wird sich also noch zeigen.
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