Walter spricht von "komischer Situation" nach Seeler-Tod: Emotionale HSV-Pleite gegen Rostock
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Der Hamburger SV musste gegen Hansa Rostock eine empfindliche Pleite hinnehmen.
© Quelle: IMAGO/Eibner/Jan Huebner (Montage)
Viel hatte sich der Hamburger SV vorgenommen im ersten Pflichtspiel nach dem Tod von Vereinsikone Uwe Seeler. Im heimischen Volksparkstadion sollte nach dem 2:0 zum Zweitliga-Auftakt gegen Eintracht Braunschweig unbedingt der zweite Sieg im zweiten Spiel her – auch und vor allem für den Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. Doch es kam anders: Kevin Schumacher besiegelte am Sonntag mit dem 1:0 tief in der Nachspielzeit (90.+4) den Dreier für Hansa Rostock und die erste Saisonpleite des HSV.
Während Siegtorschütze Schumacher beim Sky-Interview im Nachgang "immer noch Gänsehaut" hatte, war HSV-Kapitän Sebastian Schonlau die Ernüchterung deutlich anzumerken. "Natürlich wollten wir gewinnen. Wir wussten, dass es das erste Spiel ohne ihn ist", erklärte der 27-Jährige. Das Ergebnis habe mit der Trauer um Seeler jedoch "weniger zu tun" gehabt. Stattdessen hätte man die sich bietenden Gelegenheit nicht genutzt. Das schonungslose Resümee: "Das Ergebnis ist sicherlich zum Vergessen", bilanzierte Schonlau. Trainer Tim Walter erklärte, dass es für sein Team auch durch das Drumherum keine einfache Aufgabe war: "Letztendlich war es eine komische Situation, die kann man nicht wegdiskutieren", so der HSV-Coach.
Denn: Die Emotionen waren rund um die Partie greifbar. Mit zwei Bannern ehrten die Ultras und treuesten Fans auf der Nordtribüne vor dem Anpfiff ihr Idol, das in fast 1300 Spielen für den HSV seit der Jugend rund 1400 Tore erzielt hatte: "Loyal und bescheiden – der Größte aller Zeiten" sowie "R.i.P. Uwe Seeler", war dort zu lesen. Anschließend bildete die Nordtribüne in einem Meer von schwarzen Pappen den in Weiß gehaltenen Namenszug "Uns Uwe". "Es ist schön zu sehen, wie vom ganzen Stadion, allen Hamburgern und der ganzen Fußball-Welt Uwe Seeler gehuldigt wird", freute sich Schonlau: "Daran sieht man, was er für ein großer Sportler und Mensch war."
Zuvor hatten Vereinsvertreter beider Klubs zwei große Kränze in den Mittelkreis gebracht. Unmittelbar vor dem Anpfiff hatten die Profis und Vereinsvertreter des HSV und von Rostock gemeinsam ein Spruchband gehalten: "Uns Uwe – Sportler. HSVer. Mensch." Dazu gab es im Stadion eine Schweigeminute, die in Applaus überging. Die HSV-Mannschaft lief eigens für dieses Spiel in Sondertrikots auf. Statt des Namenszugs des neuen Hauptsponsors stand "UNS UWE" auf der Brust der Spieler, die linken Ärmel der Trikots zierte Seelers einstige Rückennummer 9. Außerdem war in den Rückennummern der HSV-Profis eine weitere, kleine Nummer 9 in Weiß eingearbeitet.
Schon Stunden vor dem Anpfiff war rund um das Stadion spürbar, dass es für den HSV ein besonderer Tag und ein besonderes Spiel sein würde. Die zumeist in Schwarz gekleideten Hamburger Fans gingen ruhig und in Trauer zur Spielstätte. Der überdimensionale Bronzefuß Seelers an der Nordostecke des Stadions wurde dabei zur Pilgerstätte. Anhänger legten Kränze, Blumen und Schals nieder und verharrten andächtig in einem Kreis. Seeler war am Donnerstag im Alter von 85 Jahren verstorben.
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