Wolff reagiert auf mögliche Massa-Klage: Würde Präzedenzfall schaffen
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Toto Wolff ist seit 2013 Motorsportchef bei Mercedes.
© Quelle: Lisi Niesner/AP/dpa
Toto Wolff, Teamchef des Mercedes-Formel-1-Teams blickt gespannt auf Felipe Massas Bemühungen um eine mögliche Anfechtung der WM-Entscheidung von 2008, auch vor dem Hintergrund des hochumstrittenen WM-Finales vor knapp zwei Jahren. „Das hat niemand kommen sehen. Die Regeln in der Formel 1 sind ziemlich klar. Aber wenn es zu einem Zivilprozess käme, würde das sicherlich einen Präzedenzfall schaffen“, sagte Wolff am Freitag bei einer Pressekonferenz zum Großen Preis von Singapur: „Wir beobachten es mit Neugierde von der Seitenlinie.“
Massa möchte nun vor den Londoner High Court ziehen. Der 42-Jährige würde gerne den WM-Titel von 2008 für sich beanspruchen. Damals hatte er im Ferrari am Ende trotz seines Heimsieges im brasilianischen São Paulo einen Punkt weniger als Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes auf dem Konto. Hamilton gewann vor 15 Jahren seine erste von sieben Weltmeisterschaften, der Brasilianer blieb bis zu seinem Karriereende 2017 ohne WM-Titel in der Formel 1.
Ausschlaggebend für Massas Bestreben sind die Ereignisse des Singapur-Rennens der Saison 2008. Damals war Renault-Pilot Nelson Piquet Junior absichtlich in die Mauer gefahren, die bewusst ausgelöste Safety-Car-Phase nutzte dessen damaliger Teamkollege Fernando Alonso. Der Spanier gewann das Rennen, das zunächst Ferrari-Fahrer Massa anführte, aber nach einer Tankpanne nur als 13. und damit ohne Punkte beendete. Hamilton wurde in Singapur zudem Dritter.
Ecclestone wusste von beabsichtigtem Piquet-Unfall
Aufgerollt wurde der Fall erst weit nach der Saison. Der damalige Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone bestätigte der dpa, ebenso wie der damalige und inzwischen verstorbene Weltverbandspräsident Max Mosley, während der laufenden Saison 2008 schon Kenntnis davon gehabt zu haben, dass der Piquet-Unfall beabsichtigt gewesen war.
Die Mercedes-Seite verfolgt das Massa-Vorgehen auch deswegen mit Interesse, weil das Team selbst beim Finale 2021 Leidtragender gewesen war, als der damalige Rennleiter Michael Masi bei einer Safety-Car-Phase gegen Regeln verstoßen hatte. Lewis Hamilton wurde damals in der letzten Runde von dem späteren Weltmeister Max Verstappen überholt und so um seinen achten Weltmeistertitel gebracht. Die FIA hatte den Vorfall in einem Prüfbericht später als «menschliches Versagen» bezeichnet. Das Rennergebnis von Abu Dhabi 2021 sei gültig und würde nicht mehr geändert werden.
Massa-Erfolg würde Hamilton zum Handeln zwingen
Hätte Massa mit seiner Klage Erfolg und würde im Nachhinein doch noch zum Weltmeister von 2008 gekrönt werden, würden Toto Wolff und Mercedes sicher auch noch einmal mit der FIA an den „Grünen Tisch“ gehen. Hamilton wäre mit dieser Entscheidung nur noch sechsmaliger Formel-1-Weltmeister. Ein möglicher 2021er Titel würde ihn wieder zum geteilten Rekordweltmeister mit Michael Schumacher machen.
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